Rund 1000 Menschen protestierten vergangenen Samstag in Salzgitter-Lebenstedt gegen einen Neonazi-Aufmarsch. Die Rechten konnten trotz monatelanger Mobilisierung nur 70 Leute aus bekannten Kreisen zusammenkratzen. Der Tag zusammengefasst:
Am vergangenen Samstag den 24.11.2018 marschierten rund 70 Nazis im Salzgitteraner Stadtteil Lebenstedt auf. Motto der vom Braunschweiger JN-Mitglied Sebastian Weigler angemeldeten Demonstration war „Sicherheit schaffen – Überfremdung und Ghettoisierung stoppen“. Die den Nazis zugestandene Route führte ab dem Bahnhof Lebenstedt über die Berliner Straße, Neißestraße und Albert-Schweitzer-Straße bis zur Stadtbibliothek Lebenstedt zu einer Zwischenkundgebung. Anschließend führte die Nazis dieselbe Strecke wie auf dem Hinweg zurück zum Bahnhof zur Abschlusskundgebung. Begleitet wurde der Aufmarsch von mehreren hundert Polizist*innen, rund 1000 Menschen demonstrierten gegen die neonazistischen Umtriebe in ihrer Stadt.
Die Demonstration wurde ursprünglich für den September angesetzt. Angeblich aus organisatorischen Gründen und terminlichen Überschneidungen wurde der neue Termin am 24.11. gewählt. Die Mobilisierung begann bereits im Frühjahr diesen Jahres. Eine Flashmob-Aktion am Stadtmonument in Lebenstedt erregte besondere Aufmerksamkeit.
Hierbei intervenierten allerdings Passant*innen, sodass die Rechten unverrichteter Dinge die Flucht ergriffen und ihr Banner zurückließen. Zudem wurden in den vergangenen Wochen immer wieder vor allem die in Salzgitter stark vertretenen Gewerkschaften Ziel von Provokationen und Aktionen.
Demonstrationsverlauf
Die Nazis starteten ihre Demonstration mit einer Auftaktkundgebung am Bahnhof Lebenstedt, welche durch eine Rede des Goslarer Neonazis Joost Nolte startete. Nolte, welcher mit weiteren Kamerad*innen Anfang des Jahres noch einen „Großkreisverband“ der Partei Die Rechte gründete, wechselte vor einigen Wochen in das Lager der Jungen Nationalisten und zeichnet sich dort verantwortlich für deren Aufgaben und Strukturen im Landkreis Goslar. Neben Aufklebern mit JN und NPD-Goslar Logo, sowie dem Goslarer Wappen als Motiv, welche gelegentlich im Goslarer Stadtbild auftauchen, zeigte sich bisher von diesem Engagement jedoch recht wenig. Nolte nutzte seine Redezeit, um in gewohnter Manier gegen Gewerkschaften und deren Tätigkeiten zu hetzen.
Der anschließende Demonstrationszug wurde unter anderem vom halbherzig trommelnden Goslarer Dominik Brandes angeführt.
Nach wenigen hundert Metern musste der Aufmarsch das erste Mal von den eingesetzten Polizeikräften an einer rund 40-köpfigen Blockade vorbeigeführt werden. Weitere Blockaden und Blockadeversuche folgten auf der restlichen Strecke. Neben den „üblichen“ Parolen wie „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ und „Alles für Volk, Rasse und Nation“ riefen Teilnehmer*innen des Demonstrationszuges auch die antisemitische Parole „Nie wieder Israel“ (https://twitter.com/doku_nKuhn/status/1066312994039177216). Am Zwischenkundgebungsort vor der Stadtbibliothek hielten neben Anmelder Weigler auch der ehemalige NPD Vorsitzende Udo Pastörs und der „freie Aktivist“ Sven Skoda aus Düsseldorf Reden.
In Hör- und Sichtweite fand die Gegenkundgebung vor dem Lebenstedter Rathaus statt, an der sich rund 1000 Menschen beteiligten. Nach Ende der Redebeiträge zog die Gruppe der Nazis wieder zurück zum Bahnhof, wo sie gegen 15:30 Uhr nach einer Rede des Dortmunder Nazis Michael Brück ihren Aufmarsch beendeten.
Teilnehmer*innen des Aufmarsches
Unter den Teilnehmer*innen befanden sich neben hauptsächlich unorganisierten Neonazis aus der Region vor allem Mitglieder der NDP und der Partei Die Rechte. Eine Gruppe des Dortmunder Ablegers von Die Rechte reiste nach Salzgitter an und stellte den Lautsprecherwagen.
Den Nazis gelang es trotz monatelanger Mobilisierung nicht, eine größere Anzahl an Gleichgesinnten außerhalb der eigenen Kontaktstrukturen auf die Straße zu bringen. Auch der ständige Protest von Gegendemonstrant*innen entlang der Aufmarschstrecke verdeutlicht nur den Misserfolg der Nazis aus Braunschweig und Goslar. Ein Teil der Demonstrationsteilnehmer*innen wurde zudem während ihrer Abwesenheit in ihren Wohnorten von Antifaschist*innen mittels Infozetteln geoutet (https://de.indymedia.org/node/26283?fbclid=IwAR04UsgsU_UKwas7z6oRUSBWcjVYeGrJfky3sa-RNpZvpOxN0D1sl2Wms4Y).
Unter den Teilnehmer*innen der Demonstrationen befanden sich, neben den bereits genannten, folgende Nazis: Carsten Dicty, Jan Derks, Thomas Bosse, Sören Surdyk, Erik Bosse, Laura Punthöler, Joachim Hedermann, Joshua Samlowitz, Christoph Mohldenke, Benjamin Krüger, Martin Schüttpelz, Felix Hauschild, und Anna Schneider.
Weitere Fotos des Aufmarsches findet ihr unter folgenden Links: