AfD Goslar – Mut zur Geschichtslüge?

Der Goslarer Kreisverband der Partei Alternative für Deutschland veröffentliche bereits am 14. November 2020 einen Gastbeitrag auf ihrer Homepage unter dem Titel „Requiem Germania“[1]. Der Beitrag zeichnet sich durch bewussten Geschichtsrevisionismus und Verharmlosung  der staatlich organisierten Verfolgung von Jüd*innen im Nationalsozialismus aus. 
Bereits in der Einleitung wird die nationalsozialistische Gewaltherrschaft in direkten Vergleich mit der DDR gesetzt und somit eine Umkehr der ideologischen Verortung der NSDAP vorgenommen. Unter Zuhilfenahme eines entkontextualisierten Zitates des damaligen Propagandaministers Joseph Goebbels, soll den Lesenden des Beitrages der Standpunkt vermittelt werden, dass der Nationalsozialismus eine per se linke Ideologie war. Durch die direkte Erwähnung der DDR wird somit eine vermeintlich linke beziehungsweise sozialistische Kontinuität in der deutschen Geschichte konstruiert, die jeglicher politikwissenschaftlicher und historischer Grundlage entbehrt.
Ein direkter Fall von Geschichtsrevisionismus findet sich im darauffolgenden Absatz; der Autor vergleicht den kürzlich beschlossene Gesetzesentwurf im Rahmen der Maßnahmen gegen das Coronavirus mit dem von den Nationalsozialisten 1933 beschlossenen Ermächtigungsgesetz. Jenes Gesetz, das am 23.03.1933 auf Initiative der NSDAP im Reichstag verabschiedet wurde und  Hitlers Regierung die vollumfassende diktatorische Machtausübung und Gesetzgebung ohne Zustimmung des Parlaments ermöglichte [2]. Dieses Gesetz war somit ein zentraler Baustein in der Errichtung und Aufrechterhaltung der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland. Das im vergangenen November vom Deutschen Bundestag beschlossene Gesetz, das in dem vorliegenden Gastbeitrag in diesen historischen Vergleich gesetzt wird, regelt hingegen behördliche Befugnisse für Einschränkungen bei Vorliegen einer „epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ [3]. Diese Einschränkungen sind jedoch engmaschig an die mehrheitliche Entscheidung diverser legislativer Institutionen gebunden, um einem Missbrauch der möglichen Befugnisse vorzubeugen. Auch der Beschluss des aktuellen Gesetzes mit dem offiziellen Namen „Drittes Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ erfolgte, anders als 1933, in einem vollständig besetzten und demokratischen Parlament. 
Während sich die AfD fortlaufend versucht, in eine Opferrolle zu drängen, hatte sie beziehungsweise ihre Bundestagsabgeordneten vergangenen Monat die Möglichkeit, mit ihrer Zustimmung bzw. Ablehnung per Stimmabgabe am demokratischen gesetzgebenden Prozess teilzunehmen. Dieses Recht blieb den Abgeordneten der Kommunistischen Partei Deutschlands 1933 versagt – sie wurden bereits Wochen zuvor ihrer Sitze im Reichstag unrechtmäßig entbunden [2].
Bereits im Anschluss an diese Behauptung versucht der Autor, die derzeitigen Hygienemaßnahmen mit den antisemitischen Diskriminierungsmaßnahmen gegen Jüd*innen im Dritten Reich gleichzusetzen; während das an dieser Textstelle noch in Form einer rhetorischen Frage und entsprechender Andeutung geschieht, scheut er sich nicht, wenige Absätze weiter anhand eines persönlichen Beispiels diese Relativierung offen auszudrücken. So habe er – aufgrund eines fehlenden Mund-Nasen-Schutzes – ein Ladengeschäft in der Goslarer Altstadt nicht betreten dürfen, da ihm der Eintritt durch die Besitzerin untersagt worden wäre. Daraufhin führt der Autor als wörtliches Zitat an, was er in dieser Situation der Ladenbesitzerin entgegnet habe: 
Der Autor zieht hier einen direkten Vergleich zum Kennzeichen für Jüd*innen in Deutschland (ab 1941) und den von Deutschland besetzten Gebieten (ab 1939) zum Mund-Nasen-Schutz [4]. Jüd*innen wurden per Gesetz gezwungen, einen gelben Davidstern sichtbar auf ihrer Kleidung zu tragen [4, 5]. Dieser Stern bildete eine weitere diskriminierende Maßnahme, steht sinnbildlich für den nationalsozialistischen Antisemitismus und war mitsamt den dazugehörigen Einschränkungen und Verboten Wegbereiter für den staatlich organisierten Massenmord am europäischen Judentum [4, 6]. Das verpflichtende Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, welcher nachweislich die Verbreitung des Corona-Virus eindämmt [7, 8, 9], mit dem Tragen des Judensterns zu vergleichen, stellt eine offene Verharmlosung des Antisemitismus, der nationalsozialistischen Diktatur und im weiteren Schritt der Shoah dar. 
Die Recherche- & Informationsstelle Antisemitismus wurde auf den Beitrag auf der AfD-Homepage aufmerksam und berichtete am 03. Dezember auf der Plattform Twitter darüber:
Auch wenn der AfD Kreisverband Goslar versucht, sich für solche Gast-Beiträge aus der Verantwortung zu ziehen, indem er erklärt, dass „namentlich gekennzeichnete Beiträge […] nicht in jedem Fall die Meinung der Redaktion wieder[geben]“[1] obliegt es ihm, welche Kommentare und Meinungen er auf seinen eigenen Internetpräsenzen veröffentlicht. Die AfD Goslar bietet hiermit relativierenden und geschichtsrevisionistischen Positionen eine öffentliche Plattform. Für den Fall, dass diese Positionen tatsächlich nicht denen des Kreisverbandes entsprechen sollten, muss dieser sich trotzdem die Frage gefallen lassen, warum er dann die Verbreitung dessen ermöglicht und fördert.

Quellen:

[1] AfD Kreisverband Goslar (2020). Requiem Germania. https://afd-goslar.de/requiem-germania/
[2] Scriba, A. (2015). Das ‚Ermächtigungsgesetz‘ von 1933. Deutsches Historisches Museum. https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/etablierung-der-ns-herrschaft/ermaechtigungsgesetz.html
[3] Bundesministerium für Gesundheit (2020). Drittes Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/drittes-bevoelkerungsschutzgesetz.html
[4] Hasselbach, C. (2016). Der Stern, der Ächtung und Tod brachte. Deutsche Welle. https://www.dw.com/de/der-stern-der-%C3%A4chtung-und-tod-brachte/a-19503066
[5] Jüdisches Museum Berlin (o.D.). Judenstern. https://www.jmberlin.de/dauerausstellung-13-dinge-judenstern
[6] Stiebert, M. (2001). Der ‚Judenstern‘: Zeichen der Verfolgung. Norddeutscher Rundfunk. https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Zeichen-der-Verfolgung,judenstern100.html
[7] Eikenberry et al. (2020). To mask or not to mask: Modeling the potential for face mask use by the general public to curtail the COVID-19 pandemic. Infectious Disease Modelling (S. 293-308). https://reader.elsevier.com/reader/sd/pii/S2468042720300117?token=3B80C0D0BA795C51DC11C61689EFCDC79B50B752F8D8A11FD98988E685C4D019C6E125AB3F9A910D289BEF4D663E0C63
[8] Cheng et al. (2020). The role of community wide wearing of face mask for control of coronavirus disease 2019 (COVID-19) epidemic due to SARS-CoV-2. Journal of Infection (S. 107-114). https://www.journalofinfection.com/article/S0163-4453(20)30235-8/fulltext
[9] Liang et al. (2020). Efficacy of face mask in preventing respiratory virus transmission: A systematic review and meta-analysis. Travel Medicine and Infectious Disease. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7253999/

Rechte Aktivitäten beim Goslar-Besuch von Angela Merkel

Am 19.06.2019 besuchte die Bundeskanzlerin Angela Merkel Goslar, um unter anderem mit Schüler*innen der Stadt in der Kaiserpfalz über eine Bandbreite von Themen zu diskutieren. Bereits in den Tagen vor dem Besuch verklebten Mitglieder der neofaschistischen Identitären Bewegung (IB) eine große Anzahl von Aufklebern im Altstadtbereich.

Rechte Pyroaktion auf dem Karstadt-Dach

Am Vormittag des Merkel-Besuches, gegen ca. 11:00 Uhr, entrollte eine unbekannte Anzahl an IB-Aktivist*innen auf dem Karstadt-Gebäude in der Goslarer Altstadt ein Banner mit der Parole „Unser Europa ist nicht eure Union – Ihr sprecht von Europa doch vergesst seine Völker“ in Richtung der Fischemäkerstraße. Zudem zündeten sie gelbe Rauchtöpfe und fotografierten ihre Aktion von der Fußgängerzone aus, was am gleichen Abend auch über Twitter verbreitet wurde.
Screenshot des Twitter-Posts der IB-Niedersachsen
Nach Ende der kurzen, vermutlich nicht übermäßig beachteten Aktion, flüchtete die Gruppe u.a. über die Breite Straße. Bei den Aktivist*innen handelte es sich nach Selbstdarstellung im Internet um Mitglieder der IB aus Niedersachsen und dem Ostharz. Letztere führten bereits im März 2018 eine Flashmob-Aktion auf dem Goslarer Marktplatz durch, welche mit Kontrollen durch die Polizei für die Faschist*innen endete ( https://watchblogwestharz.noblogs.org/post/2018/03/31/flashmob-der-identitaeren-bewegung-harz-in-goslar/ ). Als Erfolg lässt sich die erneute Aktion ebenfalls nicht werten, wenn bedacht wird, dass die Aktion der IB ca. 3,5 Stunden vor Landung der Bundeskanzlerin in Goslar stattfand und das Banner – wie die eigenen, von der IB verbreiteten Bilder zeigen – von der Fußgängerzone aus doch eher schwerlich zu lesen war.

Neonazis am Rande der Fridays-for-Future-Demo

Gegen 14 Uhr am selben Tag setzte sich am Goslarer Bahnhof eine Demonstration der örtlichen Fridays-for-Future-Gruppe mit rund 100 Teilnehmer*innen in Bewegung, welche mit einer Kundgebung auf dem Domplatz vor der Kaiserpfalz endete. Dort hielten sich in unmittelbarer Nähe mehrere Goslarer Neonazis, u.a. Erik Bosse, auf und beobachteten die Kundgebung der vorwiegend jungen Aktivist*innen. Bereits bei einer Fridays-for-Future-Kundgebung im März hielt sich Erik Bosse mit weiteren Nazis am Rande der Kundgebung auf. Vermutlich sollen diese „Besuche“ der Einschüchterung der FFF-Bewegung in Goslar und deren progressiven Positionen dienen. Sowohl im März, als auch am 19.06. blieben diese Versuche jedoch erfolg- und ereignislos. 

Goslarer Neonazis (u.a. Erik Bosse) am Rande einer FFF-Kundgebung im März 2019.

Goslarer Neonazis in Dessau und Göttingen

Geschichtsrevisionistischer Trauermarsch in Dessau

Am Samstag den 16.03.19 beteiligten sich die Goslarer Neonazis Joost Nolte, Eric Bosse und Christoph Mohldenke an einem neonazistischen „Trauermarsch“ in Dessau (Sachsen-Anhalt). Die jährlich, anlässlich der Bombardierung der Stadt kurz vor Kriegsende 1945, stattfindende geschichtsrevisionistische Veranstaltung führte durch weitestgehend menschenleere Dessauer Wohnviertel und endete schließlich mit einer rituellen „Heldenehrung“ unter Fackeln, einer Schweigeminute und Kranzniederlegung auf dem südlichen Friedhof.

Fotos des Marsches findet ihr u.a. beim Recherche Netzwerk Berlin: https://www.flickr.com/photos/recherche-netzwerk-berlin/albums/72157706015900801

 

Rechter Einschüchterungsversuch in Göttingen-Geismar

Ebenfalls unter Beteiligung Goslarer Neonazis versammelten sich am Montag den 18.03.19 rund 20 Neonazis zu einer Kundgebung unter dem Titel „Antideutsche Hetze(r) beim Namen nennen“ im Göttinger Stadtteil Geismar. Der Kundgebungsort sei laut Neonazis bewusst gewählt worden, da im Stadtteil ein antifaschistischer Blogger wohne, der in der Vergangenheit über die Umtriebe der örtlichen Faschist*innen berichtete.
Nazikundgebung in Göttingen-Geismar [Quelle: https://www.flickr.com/photos/linksuntengoe/33538347198/in/album-72157679422986168/]
Anmelder der Versammlung war der Göttinger Jens Wilke, welcher die Kundgebung live auf seiner Facebookseite „Volksbewegung Info“ streamte und moderierte. In mehreren Redebeiträgen von Wilke, sowie dem Europawahlkandidat der Partei „Die Rechte“ Dieter Riefling und dem Hildesheimer Neonazi Benjamin Krüger, hetzten die Rechten in gewohnter Manier gegen eine vermeintliche „Überschwemmung kulturfremder Menschen“, gegen „linksgrünversiffte Homokinder“ und verbreiteten bekannte Verschwörungstheorien von einem besetzten und unsouveränen Deutschland ohne Friedensverträge. 
An der knapp einstündigen Kundgebung beteiligten sich die Goslarer Neonazis Joost Nolte, Eric Bosse, Dominik Brandes und Jan Derks, welche vom Bahnhof aus in Polizeibegleitung mit dem Stadtbus zum Kundgebungsort reisten. 
Benjamin Krüger bei seiner Rede. Ebenfalls im Vordergrund des Bildes zu sehen sind Joost Nolte (rechts) und Eric Bosse (links). [Quelle: https://www.flickr.com/photos/linksuntengoe/40457225033/in/album-72157679422986168/]

Weitere Bilder Kundgebung findet ihr bei Links Unten Göttingen unter: https://www.flickr.com/photos/linksuntengoe/sets/72157679422986168/

Naziaufmarsch in Salzgitter-Lebenstedt

Rund 1000 Menschen protestierten vergangenen Samstag in Salzgitter-Lebenstedt gegen einen Neonazi-Aufmarsch. Die Rechten konnten trotz monatelanger Mobilisierung nur 70 Leute aus bekannten Kreisen zusammenkratzen. Der Tag zusammengefasst:
Der JN Braunschweig um Sebastian Weigler (Bildmitte) gelang es nicht mehr als 70 Teilnehmer*innen auf die Straße zu bringen. Quelle: https://pixelarchiv.org/resize/longest/1200/2018.11.24.salzgitter/48.jpg

Am vergangenen Samstag den 24.11.2018 marschierten rund 70 Nazis im Salzgitteraner Stadtteil Lebenstedt auf. Motto der vom Braunschweiger JN-Mitglied Sebastian Weigler angemeldeten Demonstration war „Sicherheit schaffen – Überfremdung und Ghettoisierung stoppen“. Die den Nazis zugestandene Route führte ab dem Bahnhof Lebenstedt über die Berliner Straße, Neißestraße und Albert-Schweitzer-Straße bis zur Stadtbibliothek Lebenstedt zu einer Zwischenkundgebung. Anschließend führte die Nazis dieselbe Strecke wie auf dem Hinweg zurück zum Bahnhof zur Abschlusskundgebung. Begleitet wurde der Aufmarsch von mehreren hundert Polizist*innen, rund 1000 Menschen demonstrierten gegen die neonazistischen Umtriebe in ihrer Stadt.

Die Demonstration wurde ursprünglich für den September angesetzt. Angeblich aus organisatorischen Gründen und terminlichen Überschneidungen wurde der neue Termin am 24.11. gewählt. Die Mobilisierung begann bereits im Frühjahr diesen Jahres. Eine Flashmob-Aktion am Stadtmonument in Lebenstedt erregte besondere Aufmerksamkeit.
Flashmob-Aktion zur Bewerbung der Demonstration, welche für einige Teilnehmer*innen in Polizeikontrollen endete. Quelle: https://www.news38.de/salzgitter/article214335699/Salzgitter-Rauchbomben-bei-Neonazi-Aktion.html
Hierbei intervenierten allerdings Passant*innen, sodass die Rechten unverrichteter Dinge die Flucht ergriffen und ihr Banner zurückließen. Zudem wurden in den vergangenen Wochen immer wieder vor allem die in Salzgitter stark vertretenen Gewerkschaften Ziel von Provokationen und Aktionen.

Demonstrationsverlauf

Die Nazis starteten ihre Demonstration mit einer Auftaktkundgebung am Bahnhof Lebenstedt, welche durch eine Rede des Goslarer Neonazis Joost Nolte startete. Nolte, welcher mit weiteren Kamerad*innen Anfang des Jahres noch einen „Großkreisverband“ der Partei Die Rechte gründete, wechselte vor einigen Wochen in das Lager der Jungen Nationalisten und zeichnet sich dort verantwortlich für deren Aufgaben und Strukturen im Landkreis Goslar. Neben Aufklebern mit JN und NPD-Goslar Logo, sowie dem Goslarer Wappen als Motiv, welche gelegentlich im Goslarer Stadtbild auftauchen, zeigte sich bisher von diesem Engagement jedoch recht wenig. Nolte nutzte seine Redezeit, um in gewohnter Manier gegen Gewerkschaften und deren Tätigkeiten zu hetzen.
Joost Nolte bei seiner Rede zur Eröffnung der Demonstration am 24.11.2018
Quelle: https://pixelarchiv.org/resize/longest/1200/2018.11.24.salzgitter/37.jpg
Der anschließende Demonstrationszug wurde unter anderem vom halbherzig trommelnden Goslarer Dominik Brandes angeführt.
Nach wenigen hundert Metern musste der Aufmarsch das erste Mal von den eingesetzten Polizeikräften an einer rund 40-köpfigen Blockade vorbeigeführt werden. Weitere Blockaden und Blockadeversuche folgten auf der restlichen Strecke. Neben den „üblichen“ Parolen wie „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ und „Alles für Volk, Rasse und Nation“ riefen Teilnehmer*innen des Demonstrationszuges auch die antisemitische Parole „Nie wieder Israel“ (https://twitter.com/doku_nKuhn/status/1066312994039177216). Am Zwischenkundgebungsort vor der Stadtbibliothek hielten neben Anmelder Weigler auch der ehemalige NPD Vorsitzende Udo Pastörs und der „freie Aktivist“ Sven Skoda aus Düsseldorf Reden.
Der Düsseldorfer Neonazi Sven Skoda bei der Zwischenkundgebung der Demo. Bereits beim „Tag der deutschen Zukunft“ in Goslar hielt Skoda eine Rede bei der Abschlusskundgebung. Quelle: https://pixelarchiv.org/resize/longest/1200/2018.11.24.salzgitter/63.jpg
In Hör- und Sichtweite fand die Gegenkundgebung vor dem Lebenstedter Rathaus statt, an der sich rund 1000 Menschen beteiligten. Nach Ende der Redebeiträge zog die Gruppe der Nazis wieder zurück zum Bahnhof, wo sie gegen 15:30 Uhr nach einer Rede des Dortmunder Nazis Michael Brück ihren Aufmarsch beendeten.

Teilnehmer*innen des Aufmarsches

Unter den Teilnehmer*innen befanden sich neben hauptsächlich unorganisierten Neonazis aus der Region vor allem Mitglieder der NDP und der Partei Die Rechte. Eine Gruppe des Dortmunder Ablegers von Die Rechte reiste nach Salzgitter an und stellte den Lautsprecherwagen.
Der Lautsprecherwagen wurde durch eine Reisegruppe der Partei Die Rechte aus Dortmund gestellt. Rechts im Bild Alexander Deptolla.
Quelle: https://pixelarchiv.org/resize/longest/1200/2018.11.24.salzgitter/27.jpg
Den Nazis gelang es trotz monatelanger Mobilisierung nicht, eine größere Anzahl an Gleichgesinnten außerhalb der eigenen Kontaktstrukturen auf die Straße zu bringen. Auch der ständige Protest von Gegendemonstrant*innen entlang der Aufmarschstrecke verdeutlicht nur den Misserfolg der Nazis aus Braunschweig und Goslar. Ein Teil der Demonstrationsteilnehmer*innen wurde zudem während ihrer Abwesenheit in ihren Wohnorten von Antifaschist*innen mittels Infozetteln geoutet (https://de.indymedia.org/node/26283?fbclid=IwAR04UsgsU_UKwas7z6oRUSBWcjVYeGrJfky3sa-RNpZvpOxN0D1sl2Wms4Y).
 
Unter den Teilnehmer*innen der Demonstrationen befanden sich, neben den bereits genannten, folgende Nazis: Carsten Dicty, Jan Derks, Thomas Bosse, Sören Surdyk, Erik Bosse, Laura Punthöler, Joachim Hedermann, Joshua Samlowitz, Christoph Mohldenke, Benjamin Krüger, Martin Schüttpelz, Felix Hauschild, und Anna Schneider.
Goslarer Neonazis reisten gemeinsam per PKW nach Salzgitter an. Rechts im Bild Dominik Brandes.
Quelle: https://pixelarchiv.org/resize/longest/1200/2018.11.24.salzgitter/07.jpg
Teile der Goslarer Teilnehmer*innen des Naziaufmarsches. Zu sehen sind u.a. Joshua Samlowitz (links), Joost Nolte (Bildmitte) und Thomas Bosse (rechts, weiße Jacke).
Quelle: https://pixelarchiv.org/resize/longest/1200/2018.11.24.salzgitter/10.jpg
Weitere Fotos des Aufmarsches findet ihr unter folgenden Links: 
    
 

Hinweissuche: Die AfD und der TddZ

Die Goslarer AfD forderte im Vorfeld zum neonazistischen „Tag der deutschen Zukunft“ die Bürger*innen der Stadt auf, zuhause zu bleiben. Augenzeugenberichten zufolge waren der Goslarer AfD-Ratsherr Dirk Straten und eine weitere unbekannte Person jedoch im Stadtteil Georgenberg mit dem Fahrrad unterwegs. Die beiden Männer bewegten sich ersten Hinweisen nach gezielt im Bereich der Berliner Allee, um Gegendemonstrant*innen zu verfolgen, zu fotografieren und zu beleidigen. Straten trug eine Spiegelreflexkamera mit Teleobjektiv bei sich, die unbekannte Person ein Smartphone.

Straten bei einer Kundgebung des bürgerlich-rassistischen Bündnis „Goslar wehrt sich“ am 01.11.2015
Straten bei einer Kundgebung des bürgerlich-rassistischen Bündnis „Goslar wehrt sich“ am 22.11.2015

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Watchblog Westharz sucht deshalb Fotos und Videos, die die Beiden am 02.06. zeigen, sowie Zeugenaussagen, die das Verhalten der Männer beschreiben. Ihr erreicht uns per Mail oder Facebook.

Straten fiel in der Vergangenheit mehrfach durch rassistische und ausländerfeindliche Aussagen auf. Trotz Distanzierung, scheint er nichts vom Protest gegen die extreme Rechte zu halten.

Nolte, Dicty und Brandes – Neonazistische Akteure im Landkreis Goslar

In Goslar und dem zugehörigen Landkreis häufen sich seit einigen Jahren vermehrt rechte Aktivitäten durch eine zunehmend organisierte Nazistruktur. Diese gehen von „harmlosen“ Sprühereien und dem Verkleben von rechten Aufklebern bis zu Kundgebungen der im Rahmen der „Tag der deutschen Zukunft“-Kampagne und gezielten gewalttätigen Angriffen auf Antifaschist*innen. Die folgenden Informationen sollen den Fokus auf einige der bei diesen Aktionen beteiligten Neonazis legen und aufzeigen, wer in die Organisation der diesjährigen „TddZ“-Kampagne, welche am 02.06. mit einer Großdemonstration in Goslar ihren Abschluss finden soll, involviert ist. Das Spektrum der sowohl aktiven als auch vorrangig inaktiven Nazis im Landkreis Goslar ist jedoch weitaus größer und ist sowohl regional als auch überregional mit der Neonaziszene in Deutschland vernetzt.
 
Joost Nolte
Joost Nolte ist bereits seit einigen Jahren bundesweit in der rechten Szene aktiv. So schloss er sich den „Nationalen Sozialisten Nordharz“, einer Gruppe Autonomer Nationalisten aus dem Ostharz, an, mit deren Mitgliedern er gemeinsam regelmäßig rechte Demonstrationen und Konzerte in ganz Deutschland besuchte. Nach Neugründung des „Kollektiv Nordharz“, einem Zusammenschluss von Neonazis aus dem West- und Ostharz, etablierte sich der Sudmerberger in diesen Strukturen zu einer der Führungspersönlichkeiten. Seit Beginn dieses Jahres gehört Nolte zudem zu den Gründungsmitgliedern des regionalen Kreisverbandes der Partei „Die Rechte“, welche in der Vergangenheit bereits durch den Verfassungsschutz beobachtet wurde.
Joost Nolte (22) hat sich in den letzten Jahren zu eine der Führungspersönlichkeiten der Goslarer Naziszene entwickelt – hier bei einer Rede auf einer Kundgebung in Goslar [Quelle: https://recherche-nord.com/gallery/2017.08.12.html ]
Nolte (rechts im Bild) bei der Gründung des lokalen Kreisverbandes der Partei „Die Rechte“. Ebenfalls im Bild (von links): Holger Niemann, Jan Derks und Ulf Ringleb.
Zu Noltes Aktivitäten gehören neben Besuchen von rechten Demonstrationen wie z.B. in Leipzig, Dortmund oder im Februar 2018 in Bulgarien zum Gedenken an den Faschisten Christo Lukow, auch die Teilnahme an Konzerten und konspirativ organisierten Veranstaltungen der rechten Szene wie z.B. am 24.02.2018 in Lingen, bei der ein Auftritt der verurteilten Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck durch die Polizei verhindert werden konnte.
Joost Nolte am Grab des ungarischen Faschisten Christo Lukow.
Darüber hinaus schreckt Nolte auch nicht vor Gewalt als politisches Mittel zurück. So beteiligte er sich 2016 auf einen organisierten Überfall von 20 Nazis auf einen Stand des Jugendforums Goslar auf dem Altstadtfest und versuche zudem, mit einem Dutzend, teils vermummter Neonazis, eine Veranstaltung des Goslarer Bündnis gegen Rechtsextremismus im November 2017 zu stürmen. Ebenso trat er in den letzten Monaten als Redner bei rechten Demonstrationen und Infoveranstaltungen auf und gab vor einigen Wochem dem rechtsextremen Medienportal „FSN“ ein Interview, in welchem er für den 10. „Tag der deutschen Zukunft“ warb.
Nolte führt eine Gruppe (teils) vermummter Neonazis an. Beim darauffolgenden Versuch, eine Veranstaltung des Goslarer Bündnis gegen Rechtsextremismus zu stürmen, griff sein Parteikamerad Ulf Ringleb einen Fotografen an [Quelle: https://www.flickr.com/photos/mr_bildarchive/38582875126/in/album-72157690968720216/ ]
Joost Nolte vermummt auf einer Demonstration in Nienburg [ Quelle: https://recherche-nord.com/gallery/2016.11.19.html ].

Carsten Dicty

Carsten Dicty trat zur gleichen Zeit wie Nolte in Goslar und der Region im Zusammenhang mit rechten Aktivitäten in Erscheinung. So besuchte er ab 2015 vor allem  Demonstrationen aus dem rechtspopulistischen bis rechtsextremen Spektrum, sowie dem rechten Hooliganmilieu. Zumeist waren dies von „Hooligans gegen Salafisten“, „Bragida“ und den Parteien „NPD“ und „Die Rechte“ organisierte Versammlungen.
Carsten Dicty beim sog. „Tag der deutschen Patrioten“, welcher aus dem rechten Hooligan-Spektrum organisiert wurde [ Quelle: https://recherche-nord.com/gallery/2015.09.12.html ].
Dicty nahm zunächst alleine bzw. in Begleitung unorganisierter Nazis aus Goslar an den Demonstrationen teil. In den folgenden Monaten suchte er jedoch zunehmend den Anschluss an Gruppierungen wie „Goslar wehrt sich“, „NPD“ und „Nationale Sozialisten Nordharz“ beziehungsweise deren Nachfolgegruppierung „Kollektiv Nordharz“. Zusammen mit dem Wernigeröder Holger Weidner versuchte er eine Zeit lang den Goslarer Ableger der Nationaldemokratischen Partei Deutschland (NPD) wiederzubeleben. So fungierte Dicty mehrfach als Anmelder von Kundgebungen der „NPD“.
Dicty (links im Bild) auf einer geschichtsrevisionistischen Demonstration in Bad Nenndorf (2015). Rechts neben ihm u.a. Holger Weidner und der mehrfach vorbestrafte Thomas ‚Steiner‘ Wulff [ Quelle: https://www.flickr.com/photos/dokurechts/19615858793/in/album-72157656282583020/ ]
Dicty (rechts im Bild) bei einer NPD-Kundgebung in Goslar am 02.04.2016. Ebenfalls im Bild (von links): Manfred Damman, Friedrich Preuß und Holger Weidner [ Quelle: https://recherche-nord.com/gallery/2016.04.02.html ].
Dicty beteiligte sich weiter seit 2017 an der Organisation der rechtsextremistischen Demonstration „Tag der deutschen Zukunft“ (TDDZ), die am 02. Juni 2018 in Goslar stattfinden soll. Der Goslarer Neonazi meldete bereits mehrfach Kundgebungen an, die Teilnehmer*Innen für den TDDZ werben sollten.
Zur Durchsetzung seiner politischen Ziele schreckt der in der Goslarer Altstadt wohnende Carsten Dicty auch nicht vor Gewalt zurück. Er bedrohte bereits mehrfach im Umfeld von Kundgebungen politische Gegner*Innen und griff am 18.03.17, vor Beginn einer Demonstration der Partei „Die Rechte“ in Leipzig, einen Journalisten an und schlug ihm dabei die Kamera aus der Hand ( https://twitter.com/24mmjournalism/status/843149943707787264/video/1 ). Bei einer Mobilisierungskundgebung für den „TddZ“ in Hannover am 18.05.18 versuchte Dicty einen Passanten, welcher mit dem Handy Fotos der Kundgebung machte, anzugreifen. Jedoch wurde er hieran, durch beherztes Festhalten von seinen eigenen Kameraden, gehindert, bevor sich schließlich die Polizei dazwischenstellte.
Dicty bedrängt einen Passanten am Rande einer rechten Kundgebung in Hannover [ Quelle: https://www.flickr.com/photos/mr_bildarchive/42196096601/in/photostream/ ].
Dicty stürmt auf einen Fotografen am Rande eines rechten Fackelmarsches in Nienburg zu [Quelle: https://recherche-nord.com/gallery/2017.01.28.html ]
Darüber hinaus pflegt er enge Kontakte zu verurteilten Straftätern aus der Neonaziszene, wie zum Beispiel den unter anderem wegen Körperverletzung und Volksverhetzung verurteilen Initiator der „TddZ“-Kampagne Dieter Riefling oder auch Pierre Bauer, welcher einem Braunschweiger Schüler den Kiefer gebrochen und politische Gegner*Innen mit Steinen beworfen hatte.
Carsten Dicty in inniger Umarmung mit dem Braunschweiger Pierre Bauer bei einer Kundgebung im März 2018 in Goslar [ Quelle: https://www.flickr.com/photos/afnpnds/40814396381/in/album-72157694496757165/ ].

Dominik Brandes

 
Im Rahmen der Neustrukturierung der rechten Szene im Landkreis Goslar in den Jahren 2015 und 2016 trat auch der in Goslar wohnende Dominik Brandes in Erscheinung. Zuvor fiel er seit seiner Jugendzeit immer wieder durch rassistische Äußerungen auf. Anschluss an die rechte Szene im Landkreis fand er erstmals Ende 2015, als er sich im Umfeld der sog. „Bürgerwehr Landkreis Goslar“ engagierte, einer Gruppierung um den mehrfach verurteilten Rechtsextremisten und ehemaligen Führungskader der „Nationalen Kameradschaft Harz“ Simon Basista. Die „Bürgerwehr“ machte vor allem durch diverse „Patrouillen“ in verschiedenen Orten im Landkreis, sowie durch eine organisierte Jagd auf politische Gegner*Innen im Januar 2016 auf sich aufmerksam. 
Dominik Brandes (21) ist einer der gewaltbereitesten Neonazis des Landkreises – hier in Ordnerfunktion bei einer rechten Kundgebung in Goslar ( Quelle: https://recherche-nord.com/gallery/2017.08.12.html ]
    
Nach Zerfall dieser Gruppierung schloss sich Dominik Brandes den „Nationalen Sozialisten Nordharz“ an und ist seitdem in der organisierten rechtsextremen Szene aktiv. So gehörte er der Nachfolgegruppierung der NSNH, „Kollektiv Nordharz“ an und engagiert sich zurzeit in der Partei „Die Rechte“. Seit Beginn des Jahres 2016 nimmt er regelmäßig an Demonstrationen, Kundgebungen und Konzerten der rechten Szene teil und übernahm bei solchen Veranstaltungen bereits mehrfach Ordnerfunktionen.
Brandes bei einem rechten Fackelmarsch 2017 in Nienburg. Rechts neben ihm der mehrfach vorbestrafte Ulf Ringleb [ Quelle: https://recherche-nord.com/gallery/2017.01.28.html ].
Aus seiner nationalsozialistischen Gesinnung macht er in der Öffentlichkeit und den Sozialen Medien zudem auch keinen Hehl. Ebenso schreckt – wie auch seine Kameraden – Dominik Brandes vor der Anwendung von Gewalt zur Durchsetzung seiner politischen Ideologie nicht zurück: So bedrohte er mehrfach (vermeintliche) politische Gegner*Innen, lauerte diesen auf ihrem Nachhauseweg auf und überfiel gemeinsam mit 20 anderen Nazis einen Stand des „Jugendforum Landkreis Goslar“ auf dem Goslarer Altstadtfest. Bei diesem Angriff versuchte er zudem, die Kasse des Jugendforums zu klauen. Kürzlich drohte er Mitgliedern der Partei „Die Partei“, dass er ihnen die Kiefer brechen würde, wenn diese ihre politischen Aktivitäten nicht einstellen würden.
Dominik Brandes trägt in der ersten Reihe einer rechten Demonstration ein Transparent des Kollektiv Nordharz mit der Aufschrift „Bock auf Nationalen Sozialismus“.

Strukturiert und organisiert

Bei den Goslarer Neonazis handelt es sich nicht nur um eine kleine Gruppierung: Die Auflistung zeigt lediglich einen kleinen Teil der aktiven Szene. Hinter den Gesichtern der Öffentlichkeit stehen weitere aktive Neonazis, die sich an der Durchführung von Aktionen beteiligen. Hinzu kommen heimliche Unterstützer, die durch Geld und andere Mittel die Neonazis bei der Verbreitung ihrer rassistisch-nationalistischen Propaganda unterstützen. Die rechte Szene in Goslar strukturiert und vernetzt sich zunehmend. Vor Gewalt schrecken die Neonazis immer seltener zurück. Seit den öffentlichen Etablierungsversuchen von Gruppierungen wie „Goslar wehrt sich“ und „Bürgerwehr Landkreis Goslar“ bis hin zu den Aktivitäten im Rahmen der „TddZ“-Kampagne lässt sich eine starke Radikalisierung und ein personeller Zuwachs der rechten Kräfte im Westharz feststellen.
Rechte Propagandaaktion im Rahmen der „TddZ“-Kampagne vor der Goslarer Kaiserpfalz – Martialische Selbstdarstellung durch Pyrotechnik.
Das öffentliche Abhalten von Kundgebungen, Spontanaktionen und unregelmäßigen „Stammtischen“ und „Infoabenden“ im Landkreis Goslar spiegeln das gewonnene Selbstbewusstsein der Neonazis um den „Großkreisverband Süd-Ost-Niedersachsen“ der Partei „Die Rechte“ wieder. Misserfolge wie die geplatzte Mobilisierungsdemonstration vergangenen Monat in Göttingen zeigen jedoch auch, dass die nach außen transportierte Selbstdarstellung nicht der wahren Stärke dieser Strukturen darstellt, was jedoch nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass diese Neonazis eine Bedrohung für die offene Gesellschaft in Goslar und darüber hinaus darstellt.

Goslarer Nazis bei „Europa erwache“-Demo in Dortmund & rechte Pyro-Aktion vor Kaiserpfalz

Rund 600 Neonazis aus ganz Europa versammelten sich am Samstag den 14.04.18 zu einem Aufmarsch unter dem Motto „Europa erwache“ in Dortmund. An der Demonstration, die von der neonazistischen Kleinstpartei „Die Rechte“ organisiert wurde, beteiligten sich auch einige Goslarer Neonazis mit einem eigenen Transparent, welches für den „Tag der deutschen Zukunft“ warb. Zur Reisegruppe aus Goslar gehörten unter anderem Joost Nolte, Dominik Brandes, Felix W., Jan Derks, Joachim Hedermann und Cindy Kollwer. 

 Fotos der Demonstration finden sich unter:

  • https://exif-recherche.org/?envira=14-04-2018-europa-erwache-dortmund
  • https://www.flickr.com/photos/soerenkohlhuber/albums/72157667856968048
  • https://www.flickr.com/photos/korallenherz/albums/72157692513149212

 

Banneraktion vor der Goslarer Kaiserpfalz und rechte Propaganda im Straßenbild

Ebenfalls am 14.04.18 versammelten sich in den späten Abendstunden rund 15 Neonazis, die dem Kreisverband „Süd-Ost-Niedersachsen“ der neonazistischen Kleinstpartei „Die Rechte“ (ehemals „Kollektiv Nordharz“) zuzuordnen sind, vor der Kaiserpfalz in Goslar und posierten mit einem knapp 15 Meter langem Transparent und drei Bengalischen Lichtern für ein Foto, welches kurz darauf über die Facebookseite der „TddZ“-Kampagne verbreitet wurde. Im Nachgang behaupteten die Nazis, dass diese Aktion eine spontane Reaktion auf eine Schlägerei zwischen mehreren Personen auf dem Goslarer Jakobikirchhof gewesen sei, in deren Verlauf eine Person durch Messerstiche schwer verletzt wurde. Die Beteiligten stammen laut Angaben der Polizei aus Syrien (Quelle: https://live.goslarsche.de/post/view/5ad4aead2dfd0476562f3da2/Goslar/20-Jaehriger-vorlaeufig-festgenommen).

Darüber hinaus tauchen in den vergangenen Tagen im gesamten Goslarer Stadtgebiet und Landkreis wieder vermehrt Mobimaterialen für den „TddZ“ auf und Unbekannte schmierten in einer Goslarer Unterführung den Schriftzug „Ausländer raus – Messerstecher stoppen“.

Erneute Mobilisierungstour für den „Tag der deutschen Zukunft“

Am vergangenen Samstag, den 07.04.18, planten die Jungen Nationalisten (JN) in Braunschweig eine Mobilisierungsdemonstration für den „10. Tag der deutschen Zukunft“. Die ursprüngliche geplante Route vom Braunschweiger Hauptbahnhof in Richtung Innenstadt wurden den Nazis bereits früh untersagt, so dass sie sich mit einer Standkundgebung auf dem westlichen Bahnhofsparkplatz zufrieden geben mussten. Ebenfalls für den selben Tag meldeten die JNler eine Kundgebung am Bahnhof in Salzgitter Bad an, welche trotz einem anfänglichen Verbot durch die Stadt Salzgitter doch noch stattfinden durfte.

Starker Gegenprotest

Bereits ab 9:00 Uhr regte sich in Braunschweig der Protest gegen die geplante Kundgebung, sowie gegen den zeitgleich stattfindenden AfD-Landesparteitag in der Stadthalle. Gegen 11.00 Uhr setzte sich ein Protestmarsch von hunderten Antifaschist*innen verschiedener Gruppierungen und Parteien von der Stadthalle in Richtung Bahnhof in Bewegung, um auf Höhe der Volksbank gegen die TddZ-Kundgebung zu protestieren, welche ab 12:00 Uhr stattfinden sollte. Jedoch ließen die Rechtsradikalen rund eine Stunde auf sich warten. Erst um 12:03 Uhr verließ ein knappes Dutzend Anhänger mit einem Zug den Goslarer Bahnhof, um über Salzgitter-Ringelheim und Salzgitter-Bad nach Braunschweig zu reisen. Ungefähr zeitgleich filmten zwei Anti-Antifa-Aktivisiten minutenlang die Gegendemo, bis sie schlussendlich von der anwesenden Polizei zum Verlassen des Bereiches aufgefordert worden.
Protest gegen den AfD-Landesparteitag und die Nazikundgebung für den „TddZ“ [Quelle: https://www.flickr.com/photos/afnpnds/27433048298/in/album-72157665514015067/]
Als sie rund eine Stunde später (gegen 13:00 Uhr) in Braunschweig an ihrem Kundgebungort ankamen, bauten sich die 20 Nazis aus den Strukturen der JN, NPD und Die Rechte mit einem Fahnenspalier, dem TddZ-Banner und einer Lautsprecherbox auf. Redebeiträge leisteten während der knapp halbstündigen Kundgebung Sebastian Weigler, Benjamin Krüger und Joost Nolte. Insbesondere die letzten beiden Redner fielen durch mehrere grammatikalische Verwirrungen auf. Darüber hinaus gab Nolte, neben den üblichen rechten Phrasen und Untergangsszenarien, auch eine persönliche Anekdote über Weichspüler und deutsche Rentner zum Besten.
Kundgebung der Nazis auf dem Parklatz des Braunschweiger Hauptbahnhofs
[Quelle: https://www.flickr.com/photos/afnpnds/41262653522/in/album-72157665514015067/]

 Weitere Stationen der „Tour“: Salzgitter-Bad und Goslar

Im Anschluss reisten die Nazis per Zug nach Salzgitter-Bad, wo sie bereits von rund 250 Gegendemonstrant*innen empfangen wurden. Auf Grund von Unzufriedenheit über den vorgesehenen Kundgebungsort – einen durch Gitter abgesperrten Bereich zwischen Bahnsteig und Parkplatz – traten sie ihre Veranstaltung nicht an und warteten stattdessen auf den nächsten Zug, um nach Goslar zu reisen. 
Nach einiger Besprechungszeit traten die Nazis ihre Kundgebung in Salzgitter-Bad nicht an
[Quelle: https://www.flickr.com/photos/afnpnds/41305644511/in/album-72157665514279697/]
 Dort wurde ihnen, nach einiger Verhandlungszeit mit der Polizei, eine einstündige Kundgebung vor dem alten Standesamt in der Rosentorstraße erlaubt. Als Redner traten wieder Joost Nolte und Benjamin Krüger an das Mikrofon. Nolte redete sich teilweise in Rage über Themen wie Meinungsfreiheit. Dabei wurden ihm jedoch mehrfach durch vorbeiziehende Passanten ablehnende Kommentare entgegengebracht und ein älterer Herr unterbrach ihn in seiner Rede, worauf Nolte seine Rede beendete. Benjamin Krüger erwähnte bereits zu Beginn seiner Rede die Parole „Deutschland den Deutschen“, woraufhin er durch die anwesenden Polizisten ermahnt wurde.
Nach rund 30 Minuten beendeten die Nazis auch in Goslar ihre Kundgebung
[Quelle: https://www.flickr.com/photos/afnpnds/40592193304/in/album-72157665514279697/]
Im weiteren Verlauf thematisierte er, wie auch bereits zuvor Nolte, die Amokfahrt in Münster und forderte seine Kameraden und die anwesenden Passanten zu einer Schweigeminute auf. Als ein Fußgänger die Nazis lautstark darauf hinwies, dass ihre Schweigeminute nur 30 Sekunden ging, beleidigte Krüger diesen u.a. mit den Worten „Wenn deine Familie umgebracht wird, wenn deine Familie auf dem Marktplatz enthauptet wird, dann werde ich daneben stehen und klatschen.“ Der Passant wandte sich daraufhin direkt an die umstehenden Polizisten und erstattete Anzeige.

Fazit

Kurz darauf beendeten die Nazis nach rund 30 Minuten auch diese Kundgebung und erhielten seitens der Polizei ein niedersachsenweites Versammlungsverbot für den restlichen Tag.
Unter den Teilnehmern dieser Kundgebungstour befanden sich u.a. Joost Nolte, Carsten Dicty, Rene Grahn, Felix W., Laura Punthöler, Jan Derks, Michael Pollock, Eric Bosse, Tim Hoefner, Felix Hauschild, Patrick Weist, Christoph Mohldenke, Dominik Brandes, Benjamin Krüger, Martin Schüttpelz, Sebastian Weigler, Michael Müller und Pierre Bauer.
Wie bereits im vergangenen August (als die Nazis des Kollektiv Nordharz mit einer Kundgebungstour durch Goslar, Vienenburg und Wolfenbüttel versuchten für den TddZ 2018 zu werben) gelang es den Nazis des TddZ-Orgateams erneut nicht, größere Mengen an Menschen mit ihrer Propaganda zu erreichen. In Braunschweig erreichten die Reden durch die räumlichen Gegebenheiten kaum Außenstehende und auch in Goslar stießen sie auf überwiegende Ablehnung. 
Auch die zahlreichen Facebook-Livestreams, gefilmt durch Jan Derks, waren nicht unbedingt förderlich für das Anliegen der Nazis, zeigten sie doch vor allem die holprigen Reden und die wütenden Reaktionen der Goslarer Bevölkerung auf die Kundgebung der Nazis in der Fußgängerzone. 
Fotos der Kundgebungs-Tour findet ihr bei Recherche Nord und dem Antifaschistischen Nachrichtenportal Niedersachsen:
  • https://www.recherche-nord.com/gallery/2018.04.07.html
  • https://www.flickr.com/photos/afnpnds/sets/72157665514279697
  • https://www.flickr.com/photos/afnpnds/sets/72157665514015067

Flashmob der „Identitären Bewegung Harz“ in Goslar

Rund 20 Personen der sogenannten „Identitären Bewegung Harz“ versammelten sich am Karfreitag, den 30.03.2018, auf dem Goslarer Marktplatz zu einer „Flashmob“-Aktion. Während eine Handvoll „Identitäre“, darunter die ehemaligen JN-Aktivisten Michele Kurth aus Wernigerode und Michael Machner aus Wasserleben, ausgestattet mit Fahne und Megafon, direkt am Marktbrunnen einen kurzen Redebeitrag hielten, in dem sie gegen eine vermeintliche „Überfremdung und Invasion“ durch Geflüchtete in Deutschland und Europa hetzten, versuchten weitere Aktivisten Flyer an anwesende Passanten zu verteilen. Zudem positionierte die Gruppe mehrere „Aufpasser“ an den Zugängen zum Marktplatz. Nach der rund zehnminütigen Aktion folgte eine Kontrolle durch die Polizei. Ob die unangemeldete Veranstaltung rechtliche Konsequenzen haben wird, ist aktuell nicht bekannt.
Die „Identitären“ am Goslarer Marktbrunnen: Links mit Megaphon Michele Kurth, daneben am Verlesen der Rede Michael Machner.

Die Versammlung war die erste öffentliche Aktion der faschistischen Gruppe in Goslar. In den Wochen zuvor hatten die „Identitären“ bereits Flyer und Plakate im Stadtgebiet verteilt. 

Weitere Infos über die „Identitäre Bewegung Harz“ findet ihr unter:

https://de-de.facebook.com/ibharzwatch/

http://harzinfo.blogsport.de/

Rechte Kundgebung in Goslar und Goslarer Neonazis in Dessau

Rechte Kundgebung gegen Veranstaltung des „Goslarer Bündnis gegen Rechtsextremismus“

Am vergangenen Mittwoch, den 14.03.2018, versammelten sich ab 17:00 Uhr unter dem Motto „Miteinander reden, statt übereinander – Dialog statt Redeverbot“ 20 Neonazis auf dem Goslarer Osterfeld am Rande der Altstadt. Hintergrund der Kundgebung war eine Veranstaltung des Goslarer Bündnis gegen Rechtsextremismus in Kooperation mit der Goslarschen Zeitung gegen den „Tag der deutschen Zukunft“ 2018, welche ab 19:00 Uhr im gegenüber gelegenen Lindenhof stattfand. 
Bereits in der Vergangenheit versuchten Goslarer Neonazis erfolglos gegen Veranstaltungen des Bündnisses zu intervenieren. Die Versuche, auf die Veranstaltungen zu gelangen bzw. diese zu stören, endeten jedes Mal mit Platzverweisen für die Nazis.
Als Anmelder der Veranstaltung fungierte, wie bereits in der Vergangenheit, der Goslarer Carsten Dicty. Den Rechten wurde für ihre Kundgebung und einen eigens aufgebauten Infostand ein abgesperrtes Areal auf dem Osterfeld in Hör- und Sichtweite des Lindenhofs zugestanden. Neben Neonazis des „Großkreisverbandes Süd-Ost-Niedersachsen“ der Partei „Die Rechte“ und deren Landesvorsitzenden nahmen auch einige Mitglieder der „Jungen Nationalisten Braunschweig“ und „Goslar wehrt sich 2.0“ am rund 2.5 stündigen Geschehen teil. Trotz der eigenen Darstellung in den sozialen Medien, konnten die Nazis mit ihrer Kundgebung kaum Menschen erreichen und auch die „wohlwollenden Bürger“, von denen im Nachgang seitens der Nazis die Rede war, waren lediglich vier Menschen aus dem Umfeld der Gruppierung „Goslar wehrt sich 2.0“.
Anmelder Carsten Dicty in inniger Umarmung mit Pierre Bauer (Quelle: https://www.flickr.com/photos/afnpnds/40814396381/in/album-72157694496757165/)
Redebeiträge hielten neben Joost Nolte auch Holger Niemann und Benjamin Krüger. Jedoch waren die Reden, wenn überhaupt, nur bruchstückhaft vor dem Lindenhof zu hören. Neben einem Fahnenspalier und gelegentlichen Musikbeiträgen verstrich die Kundgebung ereignislos. Kurz vor Beginn der Bündnis-Veranstaltung erreichte eine Demo der Partei „Die Partei“ Goslar mit rund einem Dutzend Teilnehmer*innen den Lindenhof. Währenddessen hielt sich im Lindenhof eine Person aus dem rechten Spektrum auf, welche mit einer Perücke verkleidet versuchte, der Veranstaltung beizuwohnen. Als die Nazis um 19:20 Uhr ihre Kundgebung beendeten, verließ diese ebenfalls den Lindenhof und lief, nun ohne Perücke, zu ihren Gesinnungsgenossen auf dem Osterfeld.
Kundgebung der Partei „Die Rechte“ auf dem Goslarer Osterfeld (Quelle: https://www.flickr.com/photos/afnpnds/40772398842/in/album-72157694496757165/)
Unter den Teilnehmer*innen der Kundgebungen befanden sich u.a. Joost Nolte, Carsten Dicty, Holger Niemann, Christoph Moldehnke, Dieter Riefling, Dominik Brandes, Ulf Ringleb, Florian Kaempf, Benjamin Krüger, Stefan Reisel, Andre Zerraste, Pierre Bauer, Martin Schüttpelz, Sebastian Weigler und Julian Reinecke.
Fotos der Kundgebung findet ihr unter:
  • https://www.flickr.com/photos/afnpnds/albums/72157694496757165
  • https://www.recherche-nord.com/gallery/2018.03.14.html

 

Teilnahme Goslarer Nazis an rechter Demonstration in Dessau

Bereits einige Tage später nahmen mehrere Nazis aus den Strukturen des „Großkreisverbandes Süd-Ost-Niedersachsen“ der Partei „Die Rechte“ an einer Demonstration in Dessau teil. 
Hintergrund dieser Demonstration war die Bombardierung der Stadt im Jahr 1945, welche Faschisten bereits seit einigen Jahren in geschichtsrevisionistischer Manier verklären und für ihre Zwecke nutzen.
Die Goslarer Reisegruppe in Dessau: Nolte, Bosse und Derks (Quelle: https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/39968770125/in/album-72157693838356624/)
Unter den Teilnehmern aus der Harz-Region befanden sich u.a. Joost Nolte, Jan Derks, Erik Bosse, sowie Dieter Riefling aus Hildesheim. Wie auch schon bei thematisch ähnlichen Veranstaltungen, führten die Nazis auch dieses Mal wieder ein Banner mit der Aufschrift „Ein Volk, das seine Toten nicht ehrt, ist seiner Zukunft nicht wert“ mit sich. Fahnen mit „Nordharz“-Schriftzug wurden während der Demo hingegen von Rechtsextremen aus Sachsen-Anhalt getragen.
(Quelle: https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/40154038924/in/album-72157693838356624/)

Weitere Fotos der Demonstration findet ihr unter:

  • https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/albums/72157693838356624