Am Samstag, den 12.08.2017 veranstaltete das neonazistische Bündnis „Kollektiv Nordharz“ eine Kundgebung, um für den „Tag der deutschen Zukunft“ (kurz TddZ) zu werben, der 2018 in Goslar stattfinden soll. Anmelder der Kundgebung, die auf dem Bahnhofsvorplatz stattfand, war derGoslarer Neonazi Carsten Dicty. Das „Bündnis gegen Rechtsextremismus Goslar“ demonstrierte dagegen.
Umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen
Dem Kundgebungs-Samstag gingen hohe Sicherheitsvorkehrungen voraus. Bereits in den den frühen Morgenstunden sperrte die Polizei die Veranstaltungsorte weiträumig mit Hamburger Gittern und Straßensperren ab. Es wurde eine rund 50 Meter große Pufferzone zwischen den beiden Kundgebungen errichtet.
Während der Veranstaltungen waren die Sicherheitskräfte in übermäßig großer Zahl vertreten. Insgesamt sicherten laut Berichten der Goslarschen Zeitungrund 500 PolizistInnen den Veranstaltungsort und die umliegenden Straßen. Neben einer großen Anzahl von Fahrzeugen kam auch ein Hubschrauber der Bundespolizei Braunschweig-Wolfsburg zum Einsatz, welcher einige Zeit über der Goslarer Altstadt kreiste. In Anbetracht der schlecht besuchten Kundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz und der friedlichen Gegendemonstration, wirkte dieses Aufgebot stark unverhältnismäßig.
Wenig Reichweite
Zu Beginn der Kundgebung um 12:00 Uhr ließen sich kaum TeilnehmerInnen vor dem Bahnhof blicken. Erst gegen 12:30 Uhr tauchten das bereits bekannte TddZ-Banner und einige Reichsflaggen auf. Aus einer Lautsprecherbox wurde zunächst Musik in Richtung der Gegenkundgebung abgespielt. Anschließend begannen auf dem Bahnhofsvorplatz die Redebeiträge, die von Joost Nolte vom Kollektiv Nordharz und Jens Wilke von der NPD-Göttingen kamen.
Aufgrund der Einschränkungen für den öffentlichen Nahverkehr und der umfangreichen Absperrmaßnahmen durch die Polizei, erreichten die Nationalisten nur wenige Leute in den eigenen Reihen. Dicty, der die Kundgebung für 100 Leute angemeldet hatte, stand am Ende mit etwa 35 MitstreiterInnen rund eine halbe Stunde auf der Straße. Trotz der geringen Anzahl an TeilnehmerInnen ließen die Ordnungskräfte den Betrieb des Lautsprechers weiter zu.
Alte Bekannte
Neben Carsten Dicty und Joost Nolte fanden sich weitere bekannte Neonazis aus der Region auf dem Bahnhofsvorplatz ein. Unter anderem kamen Dominik Brandes, Florian Kaempf, Sören Surdyk, Kevin Brunk, Swen Henning, Florim Mekaj, Jan Derks, Christoph Mohldenke, Michael Kirpal, Markus Gebel, Thomas Bosse und Felix W. aus dem Landkreis Goslar.
Mit Lasse Richei, Ulf Ringleb aus Ilsenburg, dem Göttinger NPDler Jens Wilke sowie dem Hildesheimer Dieter Riefling bekam das Kollektiv Nordharz zudem prominente Unterstützung von außerhalb.
Gegenkundgebung
Die Gegenkundgebung in der Rosentorstraße wurde durch das Goslarer Bündnis gegen Rechtsextremismus veranstaltet. Der Protest begann gegen 11:30 Uhr und zog rund 250 BürgerInnen an. In Redebeiträgen, die unter anderem von Goslars Oberbürgermeister Oliver Junk und dem Landrat des Landkreis Goslar Thomas Brych kamen, wurde sich klar gegen das neonazistische Gedankengut positioniert und betont, dass Goslar bunt und weltoffen bleibe.
Gegen 13:00 Uhr verließen die Neonazis den Bahnhofsvorplatz in Richtung der Bahnsteige. Das Bündnis beendete seine Veranstaltung etwa eine halbe Stunde später. Beide Kundgebungen verliefen ruhig und ohne Zwischenfälle. Die Polizei hob die Einschränkungen nach Ende beider Kundgebungen zügig auf und schickte Einsatzkräfte nach Vienenburg.
Kundgebungstour
Nach der geringen Beachtung in Goslar, fuhren die TeilnehmerInnen der Neonazi-Kundgebung mit dem Zug weiter nach Vienenburg und meldeten dort gegen 13:30 Uhr eine Spontanversammlung vor dem Bahnhofsgebäude an, dessen Anmelder Dieter Riefling war.
Auch hier bleiben die Rechten weitestgehend unter sich und wurden von einem hohen Polizeiaufgebot begleitet. Lasse Riechei hielt einen Redebeitrag. Nach etwa 20 Minuten wurde auch diese Versammlung für beendet erklärt und die Neonazis machten sich auf den Weg nach Wolfenbüttel, um eine weitere Kundgebung abzuhalten. Diese wurde erneut von Riefling angemeldet und zählte rund 20 TeilnehmerInnen. Auch hier wurde wieder hauptsächlich mit sich selbst geredet.
Die Kundgebung wurde nach ungefähr 15 Minuten beendet. Die Polizei durchkreuzte kurz darauf die Pläne der Gruppe, eine Spontandemonstration in Braunschweig abzuhalten: Das Kollektiv Nordharz erhielt für den Rest des Samstags ein Versammlungsverbot in ganz Niedersachsen. Damit bekam die rechte Gruppierung den nächsten Dämpfer innerhalb von kurzer Zeit. Zuvor wurde der für Samstag geplante Liederabend behördlich untersagt.
Misserfolg
Trotz dreier Kundgebungen konnte das Kollektiv Nordharz seine rassistischen und demokratiefeindlichen Ideen und den Aufruf, zum Tag der deutschen Zukunft 2018 zu kommen, nur schlecht unter die Leute bringen. Der Gegenprotest in Goslar war deutlich besser besucht, als die rechte Kundgebung. Besonders erfreulich ist, dass auch Goslarer Führungspersonen eindeutig Stellung gegen die Neonazis bezogen haben. Jedoch sind im Angesicht dieses Misserfolges weitere Veranstaltungen in der Region in nächster Zeit wahrscheinlich.