Erneute Mobilisierungstour für den „Tag der deutschen Zukunft“

Am vergangenen Samstag, den 07.04.18, planten die Jungen Nationalisten (JN) in Braunschweig eine Mobilisierungsdemonstration für den „10. Tag der deutschen Zukunft“. Die ursprüngliche geplante Route vom Braunschweiger Hauptbahnhof in Richtung Innenstadt wurden den Nazis bereits früh untersagt, so dass sie sich mit einer Standkundgebung auf dem westlichen Bahnhofsparkplatz zufrieden geben mussten. Ebenfalls für den selben Tag meldeten die JNler eine Kundgebung am Bahnhof in Salzgitter Bad an, welche trotz einem anfänglichen Verbot durch die Stadt Salzgitter doch noch stattfinden durfte.

Starker Gegenprotest

Bereits ab 9:00 Uhr regte sich in Braunschweig der Protest gegen die geplante Kundgebung, sowie gegen den zeitgleich stattfindenden AfD-Landesparteitag in der Stadthalle. Gegen 11.00 Uhr setzte sich ein Protestmarsch von hunderten Antifaschist*innen verschiedener Gruppierungen und Parteien von der Stadthalle in Richtung Bahnhof in Bewegung, um auf Höhe der Volksbank gegen die TddZ-Kundgebung zu protestieren, welche ab 12:00 Uhr stattfinden sollte. Jedoch ließen die Rechtsradikalen rund eine Stunde auf sich warten. Erst um 12:03 Uhr verließ ein knappes Dutzend Anhänger mit einem Zug den Goslarer Bahnhof, um über Salzgitter-Ringelheim und Salzgitter-Bad nach Braunschweig zu reisen. Ungefähr zeitgleich filmten zwei Anti-Antifa-Aktivisiten minutenlang die Gegendemo, bis sie schlussendlich von der anwesenden Polizei zum Verlassen des Bereiches aufgefordert worden.
Protest gegen den AfD-Landesparteitag und die Nazikundgebung für den „TddZ“ [Quelle: https://www.flickr.com/photos/afnpnds/27433048298/in/album-72157665514015067/]
Als sie rund eine Stunde später (gegen 13:00 Uhr) in Braunschweig an ihrem Kundgebungort ankamen, bauten sich die 20 Nazis aus den Strukturen der JN, NPD und Die Rechte mit einem Fahnenspalier, dem TddZ-Banner und einer Lautsprecherbox auf. Redebeiträge leisteten während der knapp halbstündigen Kundgebung Sebastian Weigler, Benjamin Krüger und Joost Nolte. Insbesondere die letzten beiden Redner fielen durch mehrere grammatikalische Verwirrungen auf. Darüber hinaus gab Nolte, neben den üblichen rechten Phrasen und Untergangsszenarien, auch eine persönliche Anekdote über Weichspüler und deutsche Rentner zum Besten.
Kundgebung der Nazis auf dem Parklatz des Braunschweiger Hauptbahnhofs
[Quelle: https://www.flickr.com/photos/afnpnds/41262653522/in/album-72157665514015067/]

 Weitere Stationen der „Tour“: Salzgitter-Bad und Goslar

Im Anschluss reisten die Nazis per Zug nach Salzgitter-Bad, wo sie bereits von rund 250 Gegendemonstrant*innen empfangen wurden. Auf Grund von Unzufriedenheit über den vorgesehenen Kundgebungsort – einen durch Gitter abgesperrten Bereich zwischen Bahnsteig und Parkplatz – traten sie ihre Veranstaltung nicht an und warteten stattdessen auf den nächsten Zug, um nach Goslar zu reisen. 
Nach einiger Besprechungszeit traten die Nazis ihre Kundgebung in Salzgitter-Bad nicht an
[Quelle: https://www.flickr.com/photos/afnpnds/41305644511/in/album-72157665514279697/]
 Dort wurde ihnen, nach einiger Verhandlungszeit mit der Polizei, eine einstündige Kundgebung vor dem alten Standesamt in der Rosentorstraße erlaubt. Als Redner traten wieder Joost Nolte und Benjamin Krüger an das Mikrofon. Nolte redete sich teilweise in Rage über Themen wie Meinungsfreiheit. Dabei wurden ihm jedoch mehrfach durch vorbeiziehende Passanten ablehnende Kommentare entgegengebracht und ein älterer Herr unterbrach ihn in seiner Rede, worauf Nolte seine Rede beendete. Benjamin Krüger erwähnte bereits zu Beginn seiner Rede die Parole „Deutschland den Deutschen“, woraufhin er durch die anwesenden Polizisten ermahnt wurde.
Nach rund 30 Minuten beendeten die Nazis auch in Goslar ihre Kundgebung
[Quelle: https://www.flickr.com/photos/afnpnds/40592193304/in/album-72157665514279697/]
Im weiteren Verlauf thematisierte er, wie auch bereits zuvor Nolte, die Amokfahrt in Münster und forderte seine Kameraden und die anwesenden Passanten zu einer Schweigeminute auf. Als ein Fußgänger die Nazis lautstark darauf hinwies, dass ihre Schweigeminute nur 30 Sekunden ging, beleidigte Krüger diesen u.a. mit den Worten „Wenn deine Familie umgebracht wird, wenn deine Familie auf dem Marktplatz enthauptet wird, dann werde ich daneben stehen und klatschen.“ Der Passant wandte sich daraufhin direkt an die umstehenden Polizisten und erstattete Anzeige.

Fazit

Kurz darauf beendeten die Nazis nach rund 30 Minuten auch diese Kundgebung und erhielten seitens der Polizei ein niedersachsenweites Versammlungsverbot für den restlichen Tag.
Unter den Teilnehmern dieser Kundgebungstour befanden sich u.a. Joost Nolte, Carsten Dicty, Rene Grahn, Felix W., Laura Punthöler, Jan Derks, Michael Pollock, Eric Bosse, Tim Hoefner, Felix Hauschild, Patrick Weist, Christoph Mohldenke, Dominik Brandes, Benjamin Krüger, Martin Schüttpelz, Sebastian Weigler, Michael Müller und Pierre Bauer.
Wie bereits im vergangenen August (als die Nazis des Kollektiv Nordharz mit einer Kundgebungstour durch Goslar, Vienenburg und Wolfenbüttel versuchten für den TddZ 2018 zu werben) gelang es den Nazis des TddZ-Orgateams erneut nicht, größere Mengen an Menschen mit ihrer Propaganda zu erreichen. In Braunschweig erreichten die Reden durch die räumlichen Gegebenheiten kaum Außenstehende und auch in Goslar stießen sie auf überwiegende Ablehnung. 
Auch die zahlreichen Facebook-Livestreams, gefilmt durch Jan Derks, waren nicht unbedingt förderlich für das Anliegen der Nazis, zeigten sie doch vor allem die holprigen Reden und die wütenden Reaktionen der Goslarer Bevölkerung auf die Kundgebung der Nazis in der Fußgängerzone. 
Fotos der Kundgebungs-Tour findet ihr bei Recherche Nord und dem Antifaschistischen Nachrichtenportal Niedersachsen:
  • https://www.recherche-nord.com/gallery/2018.04.07.html
  • https://www.flickr.com/photos/afnpnds/sets/72157665514279697
  • https://www.flickr.com/photos/afnpnds/sets/72157665514015067